Socialmedialization der Politik durch die Piraten
Es gab da vor kurzem einen gewissen Mann in Schleswig-Holstein, der genau zu wissen schien, wie man sich beim Thema Internet um die Bürger und Bürgerinnen dieses Landes am besten kümmert. Man muss sie schützen. Die Menschen in Deutschland sind eine Horde Unwissender, denen man „das Richtige“ auferlegen muss, die man zu ihrem Glück (oder Recht) zwingen muss, auch wenn sie es gar nicht wollen. Was aber, wenn die Menschen ganz genau wissen was sie wollen, dies auch sagen und kommunizieren, die Adressaten jedoch nichts hören und sehen wollen? Dann, ja dann…
entert eine Piratenpartei die Politik!
„Wie konnte das nur passieren?“ fragen sich CDU, SPD, FDP und auch die kommerzialisierten Grünen. Irgendwie hätten sie es doch wirklich kommen sehen müssen. Aber nachdem sich in kürzester Zeit über 500.000 Facebook Fans hinter den „gemeuterten“ Karl-Theodor von und zu Guttenberg stellten, zog Verbraucherministerin Ilse Aigner wenig später gegen Facebook in den Kampf und trat schließlich aus dem gegenwärtig stärksten Medium für Kommunikation aus.
Nachdem in Ägypten und Lybien die diversen neuen Kanäle (Twitter, Facebook, etc.), die das Internet bietet, den „Rebellen“ einen starken Push verliehen haben, zettelte der nächste Deutsche einen Kampf mit Facebook an, Thilo Weichert. Zur allgemeinen Verblüffung stellte sich diesmal jedoch die Landesregierung gegen den Kämpfer aus der eigenen Reihe und positionierte sich Pro-Facebook. Das könnte dieser Regierung die nächste Wahl gerettet haben.
Ein Generationenwechsel kündigt sich an
Generationen kommen und gehen. Mit Ideologien, Überzeugungen oder Einstellungen durchbrechen junge Menschen immer wieder eingefahrene und überholte Denk- und Verhaltensweisen. Die letzten beiden Generationen, mit denen ich (geb. 1976) indirekt und direkt konfrontiert wurde, sind die Generation „68er“ und die Generation Golf. Während die Hippiephase meine Eltern maßgebend beeinflusste, durchlebte ich selbst die Generation Golf. Ich möchte jetzt nicht näher auf beide eingehen (dazu dienen die Links). Zusammengefasst kann man doch sagen, dass die „68er“ grundlegende Änderung in der Erziehung von Kindern, der Behandlung von Frauen und dem ökologischen Bewusstsein erwirkten, während in den 80er Jahren Materialismus, Egoismus und Problemverdrängung den Charakter der Heranwachsenden prägten. Diese Verhaltensweise führte uns in ein Loch. Ein Loch indem wieder begonnen wurde, über Werte und Verhaltensweisen nachzudenken.
Wie kann man Klüngelei, die durch Machtwahn und Gier genährt wird, bekämpfen? Wie ist es möglich Vertuschung und Verblendung, welche ihren Ursprung in der Verdrängung von Problemen finden, zu verhindern? Man beginnt, ohne es vordergründig tatsächlich als Ziel zu haben, Methoden zu entwickeln um sich zu vernetzen und um Transparenz zu schaffen. Denn Vernetzung und Transparenz führen irgendwann dazu, dass sich Menschen authentisch verhalten und die Wahrheit kommunizieren müssen. Eine Generation entwickelt sich und eine Bewegung entsteht:
Die Generation Internet, ihre Social Media Bewegung und die passende Partei
Die Anzeichen sind doch weltweit erkennbar: Aufgeheizte politische Atmosphären, mit der Politik unzufriedenen Bürger und Krisenherde wohin man sieht. Die Politiker reagieren ganz so, wie es die letzte Generation verlangt. Nicht hinsehen, möglichst viel vertuschen und immer den eigenen Nutzen voranstellen. Ein sehr bewährtes Mittel besteht hier darin, anderes Gedankengut zu verniedlichen und massenwirksam schlecht zu machen (siehe Aigner, Weichert und Co.). Die bewährten Mittel scheinen allerdings immer mehr ausgedient zu haben. Denn sie finden ihre Wirkung eben nur bei jenen, die dafür empfänglich sind. Und die werden offensichtlich immer weniger. Zu sehr haben Wikileaks, Guttenplag und andere Internetkanäle den Menschen offenbart, wie schlecht man mit Vertuschung oder Verblendung heute fährt. Vorfälle wie die des Hamburger Datenschützers Johannes Caspar tun ihr übriges. Ähnlich wie früher Bündnis 90/Die Grünen kämpft die Piratenpartei heute um Anerkennung und Akzeptanz. Bis, ja bis…
Berliner setzten ein klares Zeichen: Das Internet ist uns wichtig
„Lernt das oder verabschiedet Euch aus der Politik.“ So scheint der Tenor vieler Berliner Bürger. Die Gewinne und Verluste der Wahl vom 18.September sprechen Bände. Dazu kommt noch ein Anstieg in der Wahlbeteiligung von über 2%, der Wohl größtenteils der Piratenpartei zu Gute gekommen ist. Die ersten Interviews von Frau Merkel wirkten da irgendwie hilflos. Man weiß jetzt, dass man sich stärker mit dem Thema Internet beschäftigen muss. Sie hätte auch nichts sagen können, das wäre vielleicht besser gewesen. Andererseits hätte die Generation Internet wohl erwartet, dass sich Frau Merkel (oder jeder andere Politiker) ehrlich und offen hinstellt, sich dafür entschuldigt, die Interessen ihrer Bürger nicht wahrgenommen zu haben und die Einsicht offenbart, dass sie ganz einfach einen Fehler gemacht hat. Doch darauf werden wir wohl noch warten müssen. Bis zur nächsten Bundestagswahl…?
Die Generation Internet wählt orange,
mit einem Potential von z.B. 20 Millionen Facebook Nutzern…
Orangene Grüße
Manuel Hiemer
Muss dem Artikel “Generation Internet ist reif für Politik” in vielen Punkten beipflichten, besonders die engstirnige Sicht-und Denkweise unserer aktuellen politischen Vortuner ist erschreckend und stimmt mich nicht gerade zuversichtlich im Hinblick auf das Lösen weitaus größerer Probleme wie der aktuellen Euro-Krise!
Ob man deswegen direkt eine eigene Partei, ohne jetzt genau das Parteiprogramm zu kennen, gründen muss, um auf derartige geistige Mißstände aufmerksam zu machen, halte ich zumindest für fraglich.
Positiv stimmt mich allerdings, dass sich noch etwas bewegt in unserem teilweise sehr träge gewordenen Land. Bewegung nach vorne, kein Stillstand war schon immer der Schlüssel erfolgreicher Volkswirtschaften. Entweder man geht mit der Zeit, oder man geht mit der Zeit…….hiermit sind die Spiele eröffnet:-)!!!!!
Gruß aus Düsseldorf
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